Gesangstherapeut

Wenn Sängerinnen oder Sänger eine Störung oder Erkrankung der Singstimme (Dysodie) entwickeln und in Folge dieser Erkrankung das Gefühl für die eigene Stimme verlieren oder ein neues Stimmziel realisieren müssen, brauchen sie therapeutische Unterstützung. Ein Gesangstherapeut kann ihnen diese Unterstützung bieten.

Auch wenn der Begriff der Gesangstherapie in Deutschland bisher noch nicht geschützt ist, steht er idealerweise für die Kombination aus einem Abschluss in einem staatlich anerkannten stimmtherapeutischen Beruf und der professionellen Bühnenerfahrung als Sängerin oder Sänger.

Neben seinen medizinischen, pädagogischen und therapeutischen Kompetenzen ist die eigene professionelle Bühnenerfahrung des Gesangstherapeuten von unschätzbarem Wert für die Therapie. Als Sänger ist er sich der Anforderungen an die spezifische Leistungsbereitschaft der Stimme in Verbindung mit dem künstlerischen Ausdruck bewusst und kann so als Therapeut optimal und ganzheitlich alle Faktoren und Rahmenbedingungen in die Arbeit mit einbeziehen, die hier eine Rolle spielen.

Ein Gesangstherapeut sollte selbst über eine klare, fundierte, gesunde und ökonomische Gesangstechnik verfügen und deren Zusammenhänge durchdrungen haben. Das verschafft ihm die Kompetenz für die Gesangstherapie, einzelne Elemente der Gesangstechnik vorsingen oder Fehlfunktionen veranschaulichen zu können.

„Die Lücke in der Versorgung von professionellen Stimmen können nur Spezialisten überbrücken, die eine Brücke bauen zwischen einer medizinisch-wissenschaftlichen Betrachtung der Stimmphysiologie und Stimmpathologie und den künstlerischen Anforderungen an die Stimme.“

(Dr. rer. hum. biol. Elena Kramer, Prof. Dr. Rainer Schönweiler: „Ausbildung zum Gesangstherapeuten: Muss diese Spezialisierung sein?“, Sprache – Stimme Gehör 2017; 41, S. 64)